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Niemand kommt böse auf die Welt!

"Er ist ein richtig aggressives, böses Rotzbalg" 

Wenn Menschen so über 2-jährige Kinder sprechen, dann frage ich mich, welches Bild sie von ihnen haben. Nicht nur, dass es herabwürdigend ist und verletzend, es zeigt viel eher, dass immer noch Menschen denken, dass Kinder "böse" auf die Welt kommen. 

Gibt es böse Babys? 

Nein. Definitiv nein. Babys kommen als hilfsbedürftige Wesen auf die Welt. Sie werden noch sehr unreif geboren und sind auf jede äußere Hilfe angewiesen. Nämlich auf uns Erwachsene. Kinder und auch Babys wollen kooperieren, um am Leben zu bleiben, sowie Schutz und Fürsorge von uns zu erhalten. Es gibt keinen Grund, weshalb sie gegen die Erwachsenen arbeiten sollten. Wer sollte sich sonst, um deren Bedürfnisse, kümmern? Es macht evolutionstechnisch keinen Sinn, gegen die Erwachsenen zu sein und ihnen Böses antun zu wollen. 

Im Verlauf der ersten Lebensjahre sieht man immer wieder Kinder die Hauen oder Beißen. Gibt es sie also doch? Die bösen, aggressiven Kinder, die andere Verletzen wollen? 

Jeder Mensch wird geprägt

Ein Mensch wird mit verschiedenen Voraussetzungen geboren. Diese beeinflussen sich gegenseitig und prägen den Menschen in seinem Wesen. Anlage, Umwelt und Selbststeuerung, diese Komponenten stehen miteinander in Verbindung und beeinflussen sich gegenseitig.

Schauen wir doch mal auf die Grundlagen. Jeder Mensch wird in eine individuelle Umwelt hineingeboren. Diese scheint für manch einen relativ gleich zu sein, wie bei Geschwistern. Ist sie jedoch nicht. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wie die Familie, das soziale Umfeld, die Wohnlage oder die wirtschaftlichen Verhältnisse. Wird ein Kind als erstes Geboren, so wird es eine andere Ausgangslage vorfinden, als das Drittgeborene.

Ein weiterer Faktor stellt das Kind selbst dar, beziehungsweise seine Anlagen, die Gene. Sie sind vorbestimmt und in jedem Menschen fest verankert. Höchst individuell und mit vielen Charaktereigenschaften ausgestattet, kommt das Kind auf die Welt und will sich entfalten. Ob ein Kind nun eher offen oder verschlossen ist, temperamentvoll oder eher der ruhigere Typ ist, wird im genetischen Code festgelegt. 

Die dritte Komponente ist der eigene Willen oder auch "Selbststeuerung" genannt. Am Anfang jeden Lebens sind Kinder nur auf ihre Bedürfnisse aus. Wie oft hört man von anderen "Da hat er wieder seinen Willen bekommen!"? Doch genau dies ist wichtig für die Entwicklung, sich selbst, seine Ziele und den Sinn des Lebens zu finden. Sie steuert unser Verhalten, wenn wir nach unseren Willen agieren und handeln. 

Das Zusammenspiel entscheidet 

Was diese drei Komponenten mit dem bösen Kind zutun haben? Betrachtet man es als ein System, dann steht das Kind genau in der Mitte. Von außen wirkt die Umwelt auf das Kind ein. Die Eltern, die dem Kind vielleicht zu wenig Freiraum geben, Strafen erlassen, es Schlagen, wenn es nicht das macht, was die Eltern wollen. All diese Erfahrungen wirken auf das Kind und dessen Charakter ein.

Mal nebenbei, schaut man sich mal die Lebensläufe einiger Heimkinder an oder auch von Gefangenen im Gefängnis, dann wundert man sich nicht über deren Handlungen oder Verhaltensweisen. Alles hat eine Ursache.

In wie weit die Umwelt Formen kann, hängt von den gegebenen Anlagen und dem Willen ab. Alle drei Sachen wirken aufeinander ein. Die Anlagen bieten ein Angebot, was das Kind von sich aus mitbringt. Wie offen es für Dinge aus der Umwelt ist, wie stark es auf Umwelteinflüsse reagiert. Der Willen wird zudem einen Weg ebnen, auf dem sich Handlungen und Reaktionen auf die Umwelteinflüsse abzeichnen.

Das Kind bringt also Faktoren mit, die es für die Umwelteinflüsse ausstattet. In welcher Art und Weise sich das Kind davon prägen lässt, wie stark es geprägt wird und wie es auf diese Prägung reagiert, ist vorbestimmt. Erst mit der Lebenszeit, kann das Kind eine Resilienz aufbauen, eine Widerstandskraft gegenüber den Umwelteinflüssen. Doch kein Kind kommt mit bösen Eigenschaften und Verhaltensweisen auf die Welt. 

Die Sache mit der Vorbildwirkung 

Kinder schauen sich Verhaltensweisen bei ihren Vorbildern ab. Die sind meist die eigenen Eltern. Wenn ein Kind auf den Boden spuckt und dafür ermahnt wird, es solle dies unterlassen und aufhören und genau 10m weiter spuckt der Vater, vielleicht im Unterbewusstsein, selbst auf den Gehweg. Ist das Kind dann ein "Rotzlöffel", weil es seinen Vater nachgeahmt hat? Wenn die Mutter nicht nur "Nein" sagt, sondern Gewalt anwendet und auf die Finger haut, ist das Kind dann ein "Balg", weil es den Bruder ins Gesicht haut, wenn er Spielzeug an sich nimmt? Kinder lernen Verhaltensweisen von ihren Vorbildern und wenden sie in ähnlichen Situationen selbst an. Jede Erfahrung schafft im Gehirn eine Verknüpfung, auch Verhaltensweisen, an die man sich selbst nicht mehr erinnern kann, weil man zu jung war. 

Nicht alle über den selben Kamm

Natürlich kann man nicht bei allen Verhaltensweisen auf das Selbe schließen. Schlägt ein Kind oft in der Krippe, dann kann es auch Entwicklungsspezifische Ursachen haben und nicht weil die Mutter das Kind schlägt. Häufig sind es die sprachlichen Fähigkeiten, die unausreichend sind, um zu artikulieren, dass das Kind dies nicht will. Auch bei Gefühlen ist dies der Fall. Kann ein Kind das Gefühl noch nicht ausdrücken, dann wird es, in unseren Augen, aggressiv und beißt oder bekommt einen schlimmen Wutanfall. Manche Kinder können noch nicht ausdrücken "darf ich mitspielen" und schubsen zur Kontaktaufnahme das Kind mit dem es gern spielen würde. 

Ist dies der Fall, dann ist es wichtig das Kind abzufangen und zu begleiten. Die Ursache des Verhaltens herauszufinden, dort anzusetzen und daran zu arbeiten, nicht nur abzustempeln.

Es ist wie bei einer Krankheit. Die Symptome werden behandelt, aber werden immer wieder auftreten und sich verfestigen, wenn wir die Ursache unberührt lassen. 

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